Das Feuer von Konstantinopel by Gregorzewski Ingmar

Das Feuer von Konstantinopel by Gregorzewski Ingmar

Autor:Gregorzewski, Ingmar [Gregorzewski, Ingmar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-18T22:00:00+00:00


"Das Feuer von Konstantinopel – Ein Stein der Liebe und des Unglücks!“

Gebannt las Felix weiter. Er las von dem unendlich kostbaren Rubin, den sein Besitzer, der türkische Militärattaché, Sinan Khan, mit nach Berlin gebracht hatte, um ihn dem Kaiser zu Ehren zu tragen.

Felix blickte von der Zeitung auf. Er wurde beobachtet. Er erkannte ganz deutlich zwei Augen, die ihn durch die Holzlatten hindurch ansahen. Es war Esther, das Mädchen mit der Geige. Sie war zu ihm in den Keller gekommen. Leise, wie eine Katze. Sie konnte sich frei bewegen. Felix nicht.

„Die ist alt. Von letzter Woche. Liest du gerne Zeitung?“, fragte Esther und begann vor dem Lattenverschlag langsam auf und ab zu gehen, als sei sie im Zoo vor dem Käfig eines besonders seltenen Tieres.

„Bist du deshalb gekommen, um mich das zu fragen?“

Esther lächelte geheimnisvoll: „Vielleicht.“

„Geht es Baptist gut? Hat er den Tumult gut überstanden?“, fragte Felix.

„Ihm geht es immer gut!“, lachte Esther. „Man darf ihm nur keine Angst machen, dem kleinen Scheißer.“

„Was du nicht sagst!“, antwortet Felix, lachte aber nicht mit. Ihm war nämlich überhaupt nicht zum Lachen zumute.

„Baptist hat mir schon viel von dir erzählt!“, plauderte Esther weiter.

„Von dir hat er kein Wort gesagt!“, erwiderte Felix.

Esther schien nicht weiter Notiz von Felix’ Worten zu nehmen.

„Felix von Flocke... ein reicher Junge, der seine Vergangenheit nicht kennt. Was für eine tolle Geschichte!“

„Hat er das gesagt? Wie kommt er auf so etwas?“, wollte Felix wissen.

„Vielleicht aus der Zeitung?“, entgegnete Esther, blieb stehen und lächelte wieder.

„Du kommst dir wohl ziemlich schlau vor!“, gab Felix zurück und streckte sich auf einem der Strohballen aus. Er hatte auf Esthers Spielchen keine Lust mehr. Außerdem wollte er ihr zeigen, dass ihm das Eingesperrtsein nichts anhaben konnte, und er ganz Herr seiner Lage war.

„Du hast da oben ja das reinste Chaos angerichtet!“, sagte Esther. „Watzke hat eine Stinkwut!“

„Na wenn schon!“, gab Felix zurück.

„Ist es wahr: Ich habe heute vor der Kaiserin gespielt? War sie wirklich da?“, wollte Esther wissen.

„Kann schon sein! – Gehörst du etwa auch zu dieser Verbrecherbande? Zu den Dieben, die den Rubin stehlen wollen?“, fragte Felix. Er war vom Stroh aufgesprungen und hielt ihr die Schlagzeile der Zeitung unter die Nase.

Esther trat einen Schritt zurück. Sie war entrüstet.

„Ja, klar! Was glaubst denn du? Der Kardinal muss mich mitnehmen. Denn ohne mich kann er mit Baptist nicht viel anfangen. Baptist gehorcht nur der Geige. Er braucht mich. – Ich kann dir nur soviel verraten: entweder werde ich eines Tages eine berühmte Geigerin oder eine berühmte Diebin. Das weiß ich jetzt noch nicht so genau. Du wirst noch stolz sein, mich gekannt zu haben.“

„Und was – wenn ich fragen darf – hast du in deinem Leben schon alles gestohlen?“, wollte Felix wissen.

Esther schien zu überlegen.

„Mmmh... warte mal... was war das doch gleich?“, zögerte sie. Felix war sich sicher, dass er ihr Spiel durchschaut hatte. Sie wollte einfach vor ihm angeben.

Doch plötzlich fiel Esther etwas ein.

„Ha! Zum Beispiel das hier!“, verkündete sie und hielt stolz einen silbernen Schlüssel in die Luft.

Felix wusste nicht, was er davon halten sollte.



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